Storck Fascenario mit etwas über 4Kilo – Ein Portrait

Allein die Namensgebung schraubt die Erwartungen nach oben – Fascenario. Ein Inbegiff für Superlative also. Und dies ist das Herzstück – der Rahmen – in jedem Falle. Storck Carbon VVC Process Technology, Proportional Tubing, Sloping Top Tube Geometry, Super Size Chainstays, Carbon Rear Entry Dropout with changeable Hanger. Kurz gefasst: 850 Gramm Kohlefaser und dies in Rahmenhöhe 57cm.

fascenario 01

Was vor einigen Jahren noch als utopisch abgetan wurde, ist heutzutage in Zuge von Hochmodulfaser und perfekten Faservolumenanteilen fast an der Tagesordnung. Leicht muss es sein, sehr leicht! Seit Scott 2003 den CR1 Rahmen mit deutlich unter 1000 Gramm präsentierte, ist eine wahrer Kampf um die Krone des Rahmen-Leichtbaus entstanden. Trotzdem muss ein solches Konstrukt die täglichen Belastungen auf der Straße wegstecken können. Steifigkeit, Fahrstabilität und natürlich das Gewicht, welches mehr den je Einzug in die Marketingabteilungen gefunden hat, sind da die gängigen Zauberworte. Aber zurück zur neuesten Entwicklung aus Bad Camberg: Storck Fascenario – Ein Portrait.

Eigens in Anlehnung an die Poshbikes Editon für unsere Vorstellung als Kooperationsprojekt zwischen Storck und den Zulieferern zusammengestellt, welche im Übrigen das Material kostenfrei zur Verfügung stellten, kommt das Fascenario erstmals mit einer, dem Anspruch des Rahmens genügenden Ausstattung an die Öffentlichkeit. Ohne Groß in die Trickkiste zu greifen, gelingt es den Jungs um Markus Storck ein Rennrad mit viereinhalb Kilogramm zu konzipieren. Und dies, bis auf einige wenige Ausnahmen weitestgehend alltagstauglich. Neben dem schon erwähnten 850 Gramm leichten Rahmen wurde dieser mit einer obligatorischen Storck Stiletto Light UMS versehen. Diese wird, genau wie die bekannten Scapula Gabeln, bei THM in Alt Duvenstedt in Schleswig Holstein gefertigt. Der Rahmen selbst wird in einem neuen Produktionsprozess, dem so genannten Vacuum Void Controlled Process gefertigt. Dieser erlaubt einen sehr niedrigen Harzanteil in der Matrix. In Folge konnte so auf der einen Seite das Gewicht der Scenario Rahmen unterboten werden, gleichzeitig aber die Steifigkeit gegenüber früherer Konstruktionen auf ein neues Niveau angehoben werden. Noch nie gab es einen Rahmen mit höheren Steifigkeitswerten.

fascenario 02

fascenario 32

fascenario 17

Ein sehr bulliges Steuerrohr, weiche Übergänge zwischen den einzelnen Rahmensektionen und durchweg Sichtcarbon, dominieren die Optik des Rahmens. Auch die Details, wie aufgenietete Aluminiumbrücken als Zuganschläge oder konventionelle Sitzstreben ohne Monostay, schmeicheln dem Auge des Betrachters.

fascenario 26

fascenario 18

Weiterhin wurden folgende Komponenten verbaut: Syntace F99 Vorbau (ein AX-Lightness Zeus stand noch nicht zur Verfügung) mit einem Schmolke TLO Lenker mit neuer 6° Geometrie, der neuen Schmolke TLO Sattelstütze (31.6mm/250mm) mit extremen 79 Gramm und einem Becker Carbon mit 46 Gramm. Diese werden mit einer BTP Klemme im Sattelrohr an Ort und Stelle gehalten.

fascenario 09

fascenario 10

fascenario 12

fascenario 22

Zum Antrieb: Die bekannte THM Clavicula wurde mit Poshbikes 39/53 Kohlefaserblätter und Aluminium Schrauben komplettiert. BTP tunte einen Campagnolo Record Umwerfer auf 53 Gramm und rüstete die neuen Record Ergopower mit Griffüberzügen aus PU-Schaum aus.

fascenario 03

fascenario 05

fascenario 15

Campas Record Schaltwerk wurde mit CFK Röllchen bestückt, um diese sich eine Wippermann Connex 10TR Titanium Kette schlängelt. Den Abschluss des Antriebs bildet eine Campagnolo Record Volltitan Kassette mit runden 140 Gramm in 11-23.

fascenario 13

fascenario 19

fascenario 06

In Sachen Bremsen wurde auf AX-Lightness´Orion zurückgegriffen, mit Swissstop Yellow King auf Jagwire Kohlefaser Belagshaltern garniert. Alle Züge bewegen sich in den brandneuen Carbon-Nokons der Carl Stahl GmbH.

fascenario 11

fascenario 21

fascenario 31

In Sachen Laufräder hatte Uli Fahl von Tune die Finger im Spiel. Dem schon einzeln vorgestellten Tune Skyline Reynolds Radsatz mit 869 Gramm wurden Tufos Elite Jet Schlauchreifen mit unter 160 Gramm und ein Paar Skyline Spannachsen verpasst.

fascenario 16

fascenario 25

Alles in allem bleibt die Waage bei knapp über viereinhalb Kilogramm stehen. Rechnet man noch ein Paar Speedplay Titan hinzu, kommt man auf ein Komplettgewicht von 4.7 Kilogramm. Nun gibt es zwei Richtungen, die man einschlagen könnte: Man tauscht die Kohlefaserröllchen gegen serienmäßige Campa-Röllchen und die Kettenblätter gegen leichte Aluminium-Blätter und erhält ein Rad für den fast alltäglichen Gebrauch. Oder, ja oder man bewegt sich in die andere Richtung – also weiter nach unten. THM Scapula SP tuned Gabel, Aluminium Kassette, Schaltwerkstuning, Schrauben aus Aluminium, Kunststoffzüge ala PowerCordz und hier und da einen homöopathischen Einsatz von Dremel und Co… und man nähert sich schnell der Vier-Kilo-Grenze. Im Grunde ist das Fascenario so gesehen ein perfektes Spielzeug für einen Leichtbauer – sehr leicht, extrem steif und in alle Richtung eine perfekte Basis fürs Tuning. Wäre da nicht der Preis:
3599 Euro werden allein für den Rahmen fällig, die Gabel schlägt mit 899 Euro zu Buche!

fascenario 20

fascenario 27

fascenario 29

Aber wie fährt es sich mit solch einem leichten Rad? Kurz gesagt: Fascenario. Durch den immens steifen Rahmen kann man das Rad durchaus brachial beschleunigen und fliegt förmlich über die Hügel. Trotz der extrem leichten Laufräder verpufft keine Energie in den Komponenten, sondern wird konzentriert auf den Asphalt gebracht. Sportliche Sitzposition, steifer Rahmen, perfekt kontorllierbares Abfahrverhalten. Durch die unheimlich seitensteife Gabel werden enge Kurven zum Kinderspiel. Geradezu auf Schienen lässt es sich das Rad durch Serpentinen und der Gleichen drücken. Leider gibt es auch ein Paar Wermuthstropfen an diesen sonst fast perfekten Leichtbaurad. Die Schaltröllchen verdienen ihren Namen nicht. Holpriges Rattern raubt einem den Nerv. An dieser Stelle wären serienmässige Campa-Röllchen sicher besser angebracht. Auch den Poshbikes Kohlefaserblättern traut man ein nicht allzulanges Leben zu. Ohne Schalthilfen lässt es sich zwar unerwartet gut schalten, nur werden die Blätter auf Dauer diese seitlichen Belastungen beim raufschalten nicht wegstecken können. Ansonsten ist man wieder einmal vom perfekten Schaltverhalten der Campagnolo Record angetan. Gewöhnungsbedürftig sind hingegen die AX-Lightness Orion Bremsen. Sie bringen das Rad zwar stets ausreichend früh zu stehen, nur lassen sie leider einen gewissen Druckpunkt vermissen, welchen man von schwereren Leichtbaubremsen gewöhnt ist. Nichts desto trotz ist das gezeigte Storck Fascenario ein Highlight, welches keine Konkurenz zu fürchten brauch. In jeder Hinsicht!

fascenario 28

fascenario 24

fascenario 14

Wer sich nun persönlich ein Bild von diesem Rad (mit etwas veränderter Ausstattung) machen wil, hat in den nächsten Monaten auf den verschiedensten Messen und Festival Gelegenheit dazu. Wir hatten auf jeden Fall Spaß mit unserem Testrad und möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei allen Herstellern und Zulieferen bedanken.

Schreibe einen Kommentar