PolyTube Cycles – Ein Erfahrungsbericht

Nach unserer Vorstellung von PolyTubes Cycles im Februar, haben wir uns entschlossen diese Reparatur-Möglichkeiten selbst zu testen und ließen einen defekten Giant TCR Advanced ISP bei PolyTube Cycles anliefern. Was genau mit dem Giant gemacht wurde, erklärt Geschäftsführer Kevin Steegmann in den nachfolgenden Zeilen selbst.

Reparatur des Rahmens: Nach Erhalt des Rahmen und ggfs. der Gabel werden diese auf optische Schäden untersucht. Danach wird das Rahmenset in eine Prüfvorrichtung eingespannt und die Steifigkeitswerte werden ermittelt.

Bild 1: Rahmen in Prüfvorrichtung für Spursteifigkeit

Im gezeigten Bild wird die Sprusteifigkeit ermittelt. Die hintere Ausfallenden werden festgehalten während die vorderen nach links und rechts mit einer definierten Kraft gezogen werden. Gemessen wird die Auslenkung, diese sollte sich in einen bestimmten Bereich bewegen. Anschließend wird die schadhafte Stelle genauer untersucht und erkennbare Risse vermessen.

Bild 2: Oberrohrschaden im Detail

Auf dem Bild nicht zu erkennen, aber es sind 2 Risse. Oberhalb dem Maßband von 0 – 34 mm und unterhalb von 42 – 87 mm. Jetzt wird Klarlack, Topcoat (oberste Harzschicht) und Laminierharz bis zur Carbon abgeschliffen.

Bild 3: Abgeschliffenes Oberrohr

In diesem Bild gut zu erkennen die verschiedene Lack- und Harzschichten. Nun kommt es auf das Feingefühl an. Schicht für Schicht werden die einzelne CF Schichten, in immer enger werdenden Umkreis um den Riss abgetragen. Jede Schicht ist etwa 0,15 mm dick.

Bild 4: Gewebe- Gelegeschichten

Die nun sichtbaren Schichten sind von links nach rechts 2×2 Köpergewebe (kosmetische Sichtschicht), -45° UD, +45° UD und 0° UD. Die 0° UD (unidirectional Gelege) sorgt für die Aufnahme der Zugkräfte. Die -+ 45° UD sorgen für die Torsionssteifigkeit und verteilen die wirkende Kräfte über die gesamte Oberfläche.

Bild 5: Kurze CF-Fasern erhöhen die Haftung.

Harz wird auf die freigelegte und gesäuberte Wunde aufgetragen. Eine dünne Schicht kurze Fasern wird im Umkreis des Risses aufgetragen und einmassiert. Die Faser dringen dadurch in den Riss hinein und umschliessen die Rissenden. Da sie auch teilweise nach oben stehen, dringen sie auch in die erste Faserschicht ein und verbessern die Schereigenschaften.

Bild 6: 2. Schicht UD-Gelege

Jetzt werden die Schichten einzeln wieder aufgebaut. Oben die 2. Schicht deckt bereits die erste 0° Schicht ab.

Bild 7: 3. Schicht CF

Bild 8: Aufbringung einer Opferschicht

Um eine möglichst gleichmäßige Übergang zu erzielen wird eine Opferschicht aufgebracht. Die oberste Schicht wird nach Aushärtung größstenteils weg geschliffen.

Bild 9: Abreissgewebe über der laminierten Stelle

Bild 10: Eine Lochfolie lässt überflüssiges Harz durch

Bild 11: Saugflies nimmt überflüssiges Harz auf und stellt eine gleichmäßiges Vakuum sicher

Bild 12: Vakuum wird in luftdichter Folie gezogen

Der Rahmen wird in eine luftdichten Folie hinein getan und unter Vakuum gestellt. Das stellt eine blasenfreies und gut verdichtetes Laminat sicher. Das ganze bleibt min. 24 Std. so.

Bild 13: Kosmetische Gewebeschicht

Nachdem die geschädigte Stelle Repariert wurde, kommt eine dünne kosmetische Schicht auf das Oberrohr. Diese Schicht trägt sehr wenig zur Stabilität bei. Sie soll nur der Oberfläche die Umgebung angleichen. Jetzt wird der sog. Flash weggeschliffen. Flash nennt man das Harz, dass sich verdickt in den Falten der Vakuumbeutel an der Oberfläche sammelt. Zwei weitere dünne Schichten Harz werden aufgetragen. Die erste wird wieder größtenteils weggeschliffen und soll Unebenheiten ausgleichen. Um die Reparatur-Leistung zu bewerten werden abschließend wieder Steifigkeitsmessungen in der Prüfvorrichtung gemacht. Fallen diese positiv aus, ist die Reparatur abgeschlossen. Normalerweise würden jetzt mehrere Klarlackschichten aufgetragen werden. So erzeugt man eine sehr glatte, optisch ansprechende Oberfläche. Dies war jedoch vom Auftraggeber nicht erwünscht.

Bild 14: reparierter Rahmen seitlich

Bild 15: reparierter Rahmen

Wir bedanken uns an dieser Stelle bei Kevin Steegmann für die gute Arbeit. Was nun im Detail aus dem Rahmen geworden ist, kann man im bereits dem ein oder anderen bekannten Thread im Light-Bikes Forum nachverfolgen.