Rewel Titanium – ein Resümee

Vor etwa 2 Jahren bekamen wir von Leo Santa, dem Kopf von Rewel aus Südtirol, einen Titanrahmen für einen Dauertest gestellt. Der Rahmen wurde seit dem in den Alpen und den deutschen Mittelgebirgen auf Touren, Trainingsrunden und in über 50 Rennen sicher nicht geschont. Nun ist es an der Zeit zu überprüfen, ob sich die Eindrücke aus der ersten Vorstellung und dem Zwischenbericht auch nach dieser recht langen Testphase bewahrheiten.

Rewel 2009

Nach etlichen Kilometern strahlt der Rahmen immer noch in einem fast neuwertigen matten Glanz. Das Material ist einfach durch nichts zu erschüttern und bietet schon aus diesem Grund einen nicht unerheblichen Vorteil gegenüber anderen Rahmenmaterialien. Wenn man sich bei der Rahmenreinigung keine Gedanken um Kratzer oder dergleichen machen muss, erleichtert das das Leben schon sehr. Diese Eigenschaften nützen aber rein gar nichts, wenn sich der Rahmen auf den Trails nicht bewährt.

Anfangs waren wir etwas skeptisch, als Herr Santa müde lächelnd abwinkte, nachdem wir uns nach einem leichten Modell erkundigten. Er würde uns schon etwas Schnelles bauen, versicherte er. Schon nach den ersten Kilometern und auch nach zwei Jahren merkt man, dass er absolut recht hatte. Obwohl oder gerade weil es sich um kein Fully, aber auch um kein bockhartes Hardtail handelt, klebt das Rad am Boden ohne weich zu wirken. Daraus ergibt sich eine sehr angenehme Mischung aus Komfort und ehrlicher Rückmeldung über die Bodenverhältnisse. Eine sonst für Titanrahmen typische mangelnde Tretlager- und Lenkkopfsteifigkeit konnten wir beim Rewel nicht feststellen. Durch recht großvolumige Rohre und drei verschiedene Titanlegierungen wird dieser Spagat gemeistert. Neben den typischen durchgebogenen Sitzstreben für höheren Komfort gibt es die Rahmen auch mit klassischen, gerade Sitzstreben. Ob der Rahmen dadurch besser wird, sei dahingestellt.

Neben perfekten Schweißnähten, gestrahlten Schriftzügen und eingravierten Logos auf dem Tretlager, fällt der Rahmen durch ein weiteres kluges Detail auf. Im Steuer- und im Sattelrohr sind Aluhülsen eingeklebt um den Steuersatz und die Sattelstütze nicht direkt auf Titan zu klemmen. Das macht technisch bei einigen Materialkombinationen durchaus Sinn, aber es garantiert auch eine sehr passgenaue Fertigung, da die Hülsen erst nach dem Einkleben auf Maß gebracht werden und so Sattelstütze und Gabelschaft immer in einer Ebene liegen.

P1000739 klein

Ein weiterer Pluspunkt des mit ca. 1800€ recht preiswerten Rahmens liegt natürlich in der fast grenzenlosen Anfertigung nach Kundenwünschen. Nicht nur, dass die Rahmenmaße auf den Kunden angepasst werden, auch sämtliche Details, wie Zugführungen oder Ausfallenden sind frei wählbar. Nur wenn ein Wunsch überhaupt nicht mit den Erfahrungen des Chefs zusammenpasst, schreitet er beratend ein. Darauf kann man sich auch blind verlassen.

Will man einige Kritikpunkte aufführen, könnte man vielleicht das Gewicht von 1400g bei 440mm Rahmenhöhe nennen. Aber dieser Wermutstropfen im Leichtbauerherz ist schnell vergessen, wenn das Rad bewegt wird. Die souveränen Fahreigenschaften und die Robustheit bei unaufdringlicher Eleganz sprechen für diesen Rahmen.

Nach einigen Erfahrungen mit anderen Titanrahmen, kann man das Rewel nur ausdrücklich empfehlen. Wir hatten zumindest zwei Jahre lang richtig Spaß!

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